Ausgangspunkt
für diese multimediale Arbeit sind die Tagebücher des Ausnahmetänzers
Vaslav Nijinsky und dessen letzter öffentlicher Auftritt am 19. Jänner
1919 in St. Moritz in der Schweiz. Der damals erst 28jährige Nijinsky, bereits schwer gezeichnet von einer Schizophrenie-Erkrankung, trat vor ca. 200 Gästen im "Hotel Suvretta" auf und schockierte und verängstigte das Publikum. Nijinsky verharrte für lange Zeit bewegungslos auf einem Stuhl, fixierte das Publikum und sprang dann mit den Worten "Jetzt werde ich euch den Krieg tanzen, mit seinem Leid, seiner Zerstörung, seinem Tod" auf und tanzte ein letztes Mal. Nach Schilderungen von Zeitzeugen tanzte er brillant und erschreckend zugleich, stürzte immer wieder und brach dann unvermittelt ab. Die Fotoarbeit interpretiert den zur Unendlichkeit ausgedehnten Moment des Verharrens auf dem Stuhl, den Moment der äußersten Anspannung im NICHT-Tanzen, als Vorwegnahme der spätereren Erstarrung Nijinskys in Katatonie und als subversiven Akt gegenüber den Begehrlichkeiten des Publikums. Thematisiert wird der innere Kampf der schon gespaltenen Persönlichkeit Nijinskys. Das bedrohliche zweite ICH wird im Hintergrund als schwarzer Schatten immer größer und beherrschender. Nijinsky sexualisierte den männlichen Körper im Tanz, auch durch seine hautengen Kostüme, und verursachte damit veritable Skandale. In Mallarmés Werk "Der Nachmittag eines Fauns" (Musik: Debussy, Choreographie: Nijinsky 1912) trat Nijinsky in einem goldenen Kostüm auf. Das "Metallkostüm" der Fotoarbeit steht symbolisch für dieses und ist auch als undurchlässiger "Panzer" zu sehen, ein Schutz und eine Art Blendung des Publikums durch den Künstler. Der Besucher betritt mit der Installation in gewissem Sinn das Innere von Nijinskys Kopf, in welchem sich der "Krieg" gegen sich selbst und der Nachhall der Schlachten des ersten Weltkrieges abbilden. Unterstützt wird die Arbeit durch ein akustisches Minidrama, eine Collage aus Nijinsky Zitaten, Schlachtenlärm und Kompositionen von Christoph Theiler, die als musikalische Zitate auf Strawinskys "Sacre du printemps" verstanden werden können. Der erste Raum, den der/die BesucherIn betritt, thematisiert Nijinskys Tagebücher und den manischen Prozess des Schreibens. Die Fliesen des Raumes sind über und über mit Zitaten aus den Tagebüchern überzogen. In der Ecke steht ein kleiner Schreibtisch mit Tintenfass und Füllfeder sowie einem begonnenen Schreibheft. Foto links: Der Krieg im Kopf- Raum 1 Installation (verschiedene Materialien, Textzitate) |