Foto: Martina Gasser

group exhibition
DICHTER HERBST - 100 JAHRE ERNEST DICHTER
Grundstein - Ragnarhof, Projektraum, public space (Wien)
05.-20.10.07
photographs, co-organisation


Im April 2007 wurde das als Kaufhaus Osei bekannte Gebäude abgerissen. In den vorhergehenden 2 Jahren wurde das leerstehende Gebäude von der KünstlerInnengruppe Grundstein mit vier Ausstellungen bespielt. Im Zuge dessen kam die wahre Geschichte des Hauses zu Tage.
Grundstein hatte die Idee zur Ausstellung "Dichter Herbst" im Oktober 2007 und lud die ZeitzeugInnen Walter Arlen und Edith Arlen Wachtel nach Wien ein. Sie sind der Enkel und die Enkelin von Leopold Dichter und kamen als Ehrengäste zur Ausstellungseröffnung.

warenhaus dichter
1160 wien, brunnengasse 40
das warenhaus dichter wurde um 1890 von leopold dichter gegründet. es war in den 1930er jahren das größte warenhaus in wien außerhalb des gürtels. 1935 wurde es von philipp diamandstein, der gemeinsam mit clemens holzmeister ein büro betrieb, im modernen stil umgebaut. die inneneinrichtung wurde von walter sobotka gestaltet. bis zur machtergreifung der nationalsozialisten wurde das warenhaus als kommanditgesellschaft und familienbetrieb geführt. 1938 wurde es unter die kommissarische verwaltung von arthur lohre gestellt. im november 1938 wurde es vom bankhausbesitzer edmund topolansky arisiert. er übernahm es um weniger als eines drittel seines wahren wertes und selbst der kaufpreis wurde nicht aus dem eigenkapital topolanskys bezahlt, sondern aus den erträgen des kaufhauses. es blieb bis 1949 in dessen besitz. das prosperierende kaufhaus und das firmenvermögen benutzte er, um sein vor dem konkurs stehendes bankhaus zu sanieren. es gab ein rückstellungsverfahren in den jahren 1949-1951 und in folge dessen wurde es an oskar seidenglanz, der aber selbst ariseur eines geschäftes im 20. bezirk gewesen war, zu einem sehr geringen preis verkauft. unter dem namen osei, der abkürzung des namens oskar seidenglanz, bestand das geschäft am brunnenmarkt bis 2003/04.
zwischen 2005 - 2007 wurde es als temporärer kunstraum genutzt und es fanden 4 ausstellungen statt. die letzte unter dem titel "sammlung dichter", die als hommage und geschenk an die familie zu sehen ist.
der endgültige abriss des hauses erfolgte im märz/april des jahres 2007.

zur familie dichter
die familie dichter könnte man als typisch bürgerliche jüdische familie zu beginn des 20. jahrhunderts in wien bezeichnen. sie führten ein warenhaus als familienbetrieb - 6 beteiligte-, waren sehr an kunst und kultur interessiert, gingen zu den hohen festtagen in die synagoge, waren aber ansonsten nicht besonders religiös. den kindern ließ man eine gute erziehung angedeihen und ärmere entfernte verwandte unterstützte man – so u.a. ernest dichter*. in den oberen stockwerken des kaufhauses waren gleichzeitig auch die wohnungen einiger familienmitglieder.
Quelle: Säulen der Erinnerung - Sammlung Dichter
* Ernest Dichter - gilt als Vater der Motivforschung, geb 1907 in Wien, gestorben 1991 in Peekskill, New York.

Foto: Martina Gasser; 100 Jahre Ernest Dichter; Ragnarhof
Ausstellungsansicht "100 Jahre Ernest Dichter" im Ragnarhof
Links: Panoramen Masc Foundation
Mitte: Martina Gasser "Die Seele des Hauses", 15 teilig, Barytprints, z.T. Doppelbelichtungen, je 30x30 und je 12x12 cm
Rechts: Filmdoku von Eva Brunner-Szabo mit Edith Arlen-Wachtel und Walter Arlen


Foto: Martina Gasser; 100 Jahre Ernest Dichter; Ragnarhof  Foto: Martina Gasser; 100 Jahre Ernest Dichter; Ragnarhof

Foto: Eva Brunner-Szabo; 100 Jahre Ernest Dichter; Martina Gasser  Foto: Eva Brunner-Szabo; 100 Jahre Ernest Dichter; Martina Gasser
Plakat "100 Jahre Ernest Dichter"
Links: Jakob Lediger
Rechts: Martina Gasser (SyndikART, Text Sprechblase: Jakob Lediger)
2. Foto ganz rechts: wienstation
Fotos: Eva Brunner-Szabo

"100 Jahre Ernest Dichter"; Foto: Martina Gasser
Plakat "100 Jahre Ernest Dichter" - Martina Gasser (SyndikART, Text Sprechblase: Jakob Lediger)


Einladung 100 Jahre Ernest Dichter; Ragnarhof
Einladung "100 Jahre Ernest Dichter"


All contents © Martina Gasser (Bildrecht)